Konzilsgebäude

Am 6. September begab sich der Freundeskreis auf die Spuren des Konzils von Konstanz.

Vor 600 Jahren fand in Konstanz ein Konzil statt mit dem Zweck, das Schisma zu beenden. Drei Päpste gab es damals, definitiv zwei zuviel. Konstanz wurde ausgewählt, weil es zentral, mitten in der damaligen christlichen Welt lag, und auch, weil Konstanz und Umgebung alles bot, was nötig war. 70’000 Besucher waren während des Konzils in Konstanz, nicht alle gleichzeitig, aber trotzdem eine unglaubliche logistische Leistung! Unterkünfte mussten organisiert werden, vom Schloss oder Kloster für die Hohen Herren und ihr Gefolge bis zum leeren Fass für diejenigen, die nichts Komfortableres zu bezahlen vermochten. Es brauchte Unmengen an Verpflegung, Brot, Fisch, Fleisch, Früchte, Gemüse. Der Bodensee und das umliegende Landwirtschaftsgebiet boten dafür beste Bedingungen. Die ca. 6000-7000 Einheimischen kamen damit allein nicht zurecht, und darum kamen neben den kirchlichen und anderen Würdenträgern auch Handwerker, Bäcker, Metzger, Köche, Spielleute, Gaukler, etc. und die berühmt berüchtigten Hübschlerinnen – 700 sollen laut offiziellen Zahlen es gewesen sein, wahrscheinlich waren es aber bis dreimal so viele. Dies und natürlich noch einiges mehr ist in der Ausstellung im Konzilsgebäude zu erfahren, die im Zentrum des Treffens in Konstanz stand.

aufmerksam zuhören

Zuerst aber führte uns Alois Schaller ins ehemalige Dominikanerkloster, das heute ein Hotel ist. Der Kreuzgang ist aber erhalten und mit wunderschönen Bildern geschmückt, die die Geschichte des Ordnes und auch der Stadt Konstanz erzählen. Hier ein Bild von Jan Hus, der am Konzil auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, obwohl ihm sicheres Geleit versprochen wurde….

Jan Hus

In der Regel gehört zu unseren Treffen immer ein gemütliches Mittagessen. Diesmal musste es schnell gehen, denn wir wurden bereits um 12.30 in der Ausstellung erwartet. Als Gruppe kann man da nicht einfach kommen und gehen wie man will, man muss sich anmelden und bekommt dann ein Zeitfenster zugewiesen. Das ist wohl nötig, denn die Ausstellung hat enormen Anklang gefunden.

schnelles Mittagessen

Nach dem Essen im Garten des «Costa del Sol» waren wir in der Ausstellung, wo fotografieren verboten ist, darum keine Bilder.

In der Ausstellung sind Kunstwerke aus der damaligen Zeit zusehen, Leihgaben aus Museen und Kirchenschätzen, die einen Eindruck der damaligen Zeit geben. Selbstverständlich ist auch einiges über die damaligen Akteure zu erfahren, König Sigismund, die drei Päpste Johannes XXIII., in Pisa, Greogor XII., in Avignon und Benedikt XIII., in Rom und schliesslich der am 11. November 1417 neu gewählte Papst Martin V. der das Schisma beendete. Streitereien über die Sitzordnung an den Konzilssitzungen sind genauso Thema, wie die damalige Reliquienverehrung und andere Glaubens- und Denkweisen.

Wer gern historische Romane liest (so wie ich, zum Beispiel) begegnet in der Ausstellung auch den Protagonisten der Erzählungen. Nicht nur den historisch verbürgten Personen, wie König Sigismund, seine Frau Barbara, die Päpste, sondern auch den Bäckerjungen, Sekretären, Hübschlerinnen, Gauklern, Wirtsleuten, die einen in den Geschichten das 15. Jahrhundert so nahe gebracht haben (zu empfehlen z.B. In Nomine Diaboli oder Die Wanderhure)

Einerseits ist es den Ausstellungsmachern zu gönnen, dass die Ausstellung ein derartiger Erfolg ist, andererseits wünschte man sich etwas mehr Ruhe und Musse, sich das alles genau anzusehen. Schade, dass die sie schon bald geschlossen wird!

im Gartenrestaurant des Konzilsgebäudes

Nach dem Besuch der Ausstellung stillten wir unseren Durst auf der Terrasse des Konzilsgebäudes und genossen die herrliche Aussicht über den See.

Die einen und andern hatten hier bereits genug und verabschiedeten sich von der Gruppe. Wer noch mochte, liess sich von Alois Schaller durch die Stadt an einige Orte führen, die schon damals beim Konzil wichtig waren. Das Münster zum Beispiel, da fanden die Verhandlungen statt.

Münster  Münster

Im Franziskanerkloster wohnten die Engländer und die Deutschen, im Augustinerkloster die spanische Delegation, im Dominikanerkloster fanden die Italiener und die Franzosen Unterkunft. In der Stephanskirche tagte das päpstliche Gericht, im Haus zur Roten Kanne wohnte Jan Hus, bevor er eingesperrt wurde, und und und…

Wahrscheinlich könnte man locker eine ganze Woche in Konstanz verbringen und hätte noch nicht alles gesehen.

Unsere Füsse trugen uns aber irgendwann nur noch bis zum nächsten freien Tisch im nächsten Gartenrestaurant, wo wir uns nochmal stärkten und uns dann auf den Weg zum Bahnhof machten.

Es war für uns alle ein erlebnisreicher Tag mit vielen guten Begegnungen und vielen neuen Eindrücken zum Konzil und zur Stadt Konstanz. Ein herzliches Danke an Alois!

Bericht und Bilder: Barbara Fleischmann

 

beim Mittagessen
beim Mittagessen
Dominikanerkloster
Dominikanerkloster
Ursel und Theo
Ursel und Theo