Letztes Jahr traf sich der Freundeskreis in Konstanz, um die grosse Ausstellung zum Konstanzer Konzil zu besuchen. Dieses Jahr – am 29. Mai – widmeten wir uns Jan Hus, der ja untrennbar mit dem Konzil und Konstanz verbunden ist.

Jan Hus kam 1414 nach Konstanz in der Meinung, den Konzilsvätern seine Lehre zu erklären zu können. König Sigismund versprach ihm sicheres Geleit auf dem Hin- und auf dem Rückweg. Jan Hus musste nicht davon ausgehen, dass er vom Konzil als Häretiker verurteilt und auf dem Scheiterhaufen landen würde. Aber genau so ist es gekommen. Das wissen die meisten, die sich auch nur ein bisschen mit dem Konstanzer Konzil befasst haben. Was es da sonst noch zu wissen gibt zu Jan Hus, erfuhren wir in einer kundigen Führung von Dr. Libuse Rösch durch das Hus-Haus.

Hus Museum

In diesem Haus, so sagt die Legende, habe Jan Hus für 3 Wochen gewohnt, bevor er ins Gefängnis gesteckt wurde. Die Forschung fand inzwischen heraus, dass Hus nicht in diesem Haus wohnte, sondern ein paar Häuser weiter, im Haus «Zur Roten Kanne». Auf dem Bild unten das Haus mit den Verkaufsständern davor. Im Gegensatz zum Hus-Haus ist dieses Haus neu gebaut worden und längst nicht so charmant, wie das Hus-Haus, dessen Mauern zum grössten Teil noch aus dem 15. Jahrhundert stammen.

Haus «Zur Roten Kanne»

Im Museum drin ist das Fotografieren leider verboten, darum keine Bilder von der gut gemachten Ausstellung.

Die Ausstellung beginnt mit einem Bild vom wichtigsten Hus-Denkmal, das natürlich in Prag steht, und führt dann einem Zeitstrahl entlang von der Geburt von Jan Hus bis zu seinem Ende in Konstanz. Über die ersten Jahre von Jan Hus ist wenig bekannt. Gesichert ist weder sein Geburtstag (um 1370) noch sein Geburtsort. Der Legende nach ist Husinec sein Geburtsort, von da leitet sich auch sein Nachname ab. Dazumal war es ja noch nicht üblich, Nachnamen zu haben, erst ab 1393 nutzt er den Namen Jan Hus. Er stammt aus einer armen Familie, studierte an der Universität in Prag und wurde auch dort ein bei Studenten und Kollegen beliebter Lehrer, 1409/10 gar Universitätsrektor.

Jan Hus war nicht nur Theologe sondern auch Sprachwissenschafter. Er war es, der die tschechische Sprache für alle schreib- und lesbar machte. Tschechisch schreibt sich mit unseren lateinischen Buchstaben, umfasst aber viel mehr verschiedene Laute. Jan Hus «erfand» die (für uns) komischen Zeichen auf den Buchstaben, wie z.B. das hier: Ř. Es tönt, wie wenn man gleichzeitig r und sch sagt, für unsere Zungen schier unmöglich, wie eine kleine Übungslektion mit Frau Rösch zeigte…

Lange vor Luther predigte Hus in der Landessprache. Die Bethlehmskapelle in Prag war offenbar jedes Mal proppenvoll, wenn Hus predigte! «Kapelle» tönt zwar ein bisschen nach Understatement, wenn man dann erfährt, dass bis zu 3000 Leute darin Platz fanden. Natürlich stehend, wie damals üblich. In dieser Kapelle wurde Hus zum Reformator, sagte Libuse Rösch.

Nachdem Hus 1410 und 1411 erneut exkommuniziert wurde – seine tschechischen Predigten und Kritik am päpstlichen Ablasshandel kamen natürlich auch dem Prager Erzbischof zu Ohren – musste er Prag 1412 verlassen. Dass hohe Adlige ihn bei sich aufnahmen, zeigt, dass die von Hus geforderten Reformen dort nicht ungehört blieben, sie standen zu ihm, obwohl es streng verboten war, sich auch nur mit Exkommunizierten zu unterhalten, geschweige denn ihnen Unterschlupf zu gewähren.

1414 machte sich Hus dann auf die dreiwöchige Reise nach Konstanz, um dort seine Lehre zu verteidigen, und in der Hoffnung, wieder in die Kirche aufgenommen zu werden.

Die in Konstanz versammelte Kirche wollte aber nicht disputieren, Jan Hus wurde verhört – ein gewaltiger Unterschied! Nach drei Wochen wurde er verhaftet und bis zu seiner Verurteilung im Juli 1415 für 7 Monate ins Gefängnis gesteckt. Wenn man Libuse Rösch zuhört, wird klar, dass König Sigismund durchaus Gelegenheit und Macht genug gehabt hätte, Jan Hus freizulassen…. Aber – man weiss es – Jan Hus endete auf dem Scheiterhaufen. Die Reformation konnte aber auch dadurch nicht mehr gestoppt werden.

Im Museum erfährt man noch viel, viel mehr, zum Beispiel auch über Jan Hus‘ Zeitgenossen, John Wyclif und Hieronymus von Prag. Es ist ein kleines Museum, aber ein spannendes! Es lohnt sich, da mal ein, zwei Stunden zu investieren, wenn du wieder mal in Konstanz bist. Der Eintritt ist übrigens gratis!

Und wer lieber daheim über Jan Hus lesen möchte, dem empfiehlt Alois Schaller das eben herausgekommene Buch von Arnd Brommer: Jan Hus. Warum ein frommer Katholik auf dem Scheiterhaufen endet. (erhältlich in allen Buchhandlungen)

Nach dem Besuch im Museum sind wir noch zum Hussen-Stein spaziert. Dort wurde Jan Hus und später auch Hieronymus von Prag hingerichtet.

Hussenstein

Hussenstein

Wer Alois Schaller kennt, weiss, dass er uns nicht einfach nur da hin geführt hat, sondern uns auch noch einmal an seinem grossen Wissen über Jan Hus und das Konzil teilhaben liess.

Wie immer, wenn der Freundeskreis unterwegs ist, gehört ein feines Essen zum Programm. Diesmal genossen wir es auf der Terrasse des Konzilrestaurants, bei herrlichstem Wetter und mit Blick auf den See.

Mittagessen im Konzil

Der Rest des Nachmittags stand zur freien Verfügung. Die einen nutzten ihn für eine Schifffahrt, die anderen gingen noch einkaufen. Für alle war es ein gelungener Tag!

Bericht und Bilder: Barbara Fleischmann

Hussenstein
Hussenstein
Hussenstein
Hussenstein
Auch Hieronimus von Prag starb hier in Konstanz
Auch Hieronimus von Prag starb hier in Konstanz
beim Hussenstein
beim Hussenstein
Mittagessen im Konzil
Mittagessen im Konzil
Mittagessen
Mittagessen
Mittagessen
Mittagessen
Mittagessen
Mittagessen