Samstag, 14. April 2018

Eigentlich hätten wir ja schon im letzten Herbst einen Ausflug zum Kloster Fahr geplant, aber Krankheit, Unfall und Terminkollisionen verhinderten das. Im Nachhinein wohl zum besten, denn einen schöneren Tag hätten wir ja kaum aussuchen können!

Von der nächstgelegenen Bushaltestelle führt ein wunderschöner Weg ungefähr einen Kilometer der Limmat entlang bis zum Kloster.

Im Restaurant „zu den zwei Raben“, gleich beim Kloster, trafen wir uns traditionsgemäss zuerst einmal zum gemeinsamen Mittagessen.

Es war so schön und warm, dass wir draussen essen konnten, für die meisten wohl die erste Mahlzeit des Jahres im Freien!

Zwischen dem Essen und der Führung blieb ein wenig Zeit, um sich etwas umzuschauen. Ich warf einen Blick in die St. Anna-Kapelle:

Und dann empfing uns Sr. Fidelis zur Führung durch das Kloster. Zuerst führte sie uns in die Kirche, wo wir uns in den Chor setzten und zuerst einmal über die bewegte Geschichte des Klosters informiert wurden. Mit viel Schalk und enormem Wissen führte sie uns durch die Jahrhunderte.

Die Kirche erinnert schon ein bisschen an Einsiedeln, was ja nicht weiter verwundert, denn das Kloster Fahr gehört seit jeher zum Kloster Einsiedeln. Früher hiess es, Fahr gehöre Einsiedeln, erklärte Sr. Fidelis, heute sage man, es gehöre ZU Einsiedeln. Man höre den kleinen aber beachtlichen Unterschied! Ohne das Kloster Einsiedeln gäbe es das Kloster Fahr wohl nicht mehr. Als während/nach der Reformation so viele Klöster geschlossen wurden verliessen auch die Nonnen des Klosters Fahr das Kloster und schlossen sich der Reformation an, vielleicht freiwillig, vielleicht auch gezwungenermassen – wer weiss das schon… Der Besitz blieb beim Kloster Einsiedeln. Sehr lange blieb das Kloster aber nicht verlassen. Schwestern aus Sarnen, die ebenfalls dem Benediktinerorden angehören, kamen ins Kloster Fahr, und schon um 1600 lebten hier nachgewiesenermassen wieder 7 Schwestern.

Das Kloster am Rande der Stadt Zürich steht auf aargauer Boden. Sehr speziell! Auch das lässt sich geschichtlich erklären. Die (reformierten) Zürcher wollten kein (katholisches) Kloster auf ihrem Boden. Lange Zeit war es den Schwestern sogar verboten, öffentliche Gottesdienste zu feiern. Erst als der Handel mit Venedig viele Katholiken nach Zürich führte, wurde das Verbot aufgehoben – wenn es um’s Geld geht… Napoleon zog dann die Grenzen pragmatischerweise so, dass das Kloster auf Aargauer Boden zu stehen kam. Die umliegenden Ländereien gehören aber zum Kanton Zürich. So waren scheinbar alle zufrieden.

Auch über die Architektur der Kirche wusste Sr. Fidelis einiges zu berichten. Das Wort „Scheinarchitektur“ fiel. Und tatsächlich, wenn man genau hinschaut, sieht man, dass der Schein trügt. Vieles ist so genial aufgemalt, dass wirklich zweimal hinschauen muss, um zu sehen, dass es wirklich nur aufgemalt und nicht dreidimensional gestaltet ist. Ist die Kuppel eine Kuppel?

Jetzt so auf dem Foto, sieht man schon eher, dass es keine Kuppel ist. Aber wenn man direkt darunter steht, ist das nicht auf den ersten Blick ersichtlich.

Der Altar und die Seitenaltäre sind aus kostbarem Arzo-Marmor aus dem Tessin. Weil dieser Marmor so schwierig zu transportieren ist, ist diese Kirche die einzige, nördlich der Alpen, in der Arzo-Marmor verwendet wurde.

Seitenaltar, links der heilige Mauritius, rechts der heilige Meinrad.

Für eine einzige dieser kleinen Verzierungen habe ein Arbeiter ungefähr 5 Tage gebraucht, und pro Tag 5 Rappen verdient, weiss Sr. Fidelis.

In einem zweiten Teil erklärt uns Sr. Fidelis wie ein Tag im Kloster abläuft, und womit sich die Schwestern beschäftigen. Neben der Hausarbeit hat das Kloster auch eine Paramentenwerkstatt, dafür wird gewoben und genäht, dann gibt der Garten und vor allem der Kräutergarten Arbeit, die älteren Schwestern brauchen Pflege und eine der Schwestern ist für die Pforte verantworlich. Die Schwestern können längst nicht mehr alles alleine machen und haben darum auch Leute angestellt, die mithelfen.

Nach dem spannenden Vortrag in der Kirche führte uns Sr. Fidelis durchs Kloster, wo wir einen Blick in verschiedene Räume werfen durften:

Die vielen schönen Kachelöfen in den Zimmern fallen auf. Sie sind aber längst nicht mehr im Betrieb.

Auch die Decken sind wunderbar gestaltet.

Ganz besonders schön ist das Abt-Zimmer. Hier wohnt der Abt von Einsiedeln, wenn er im Kloster Fahr zu Besuch ist.

Ein Raum ist Silia Walter, bzw. Sr. Hedwig gewidmet. Hier findet man alle Bücher von ihr und Schautafeln über ihr Leben und Werk.

Hast du gewusst, dass sie auch gemalt hat? Hier zwei Bilder von ihr:

Auf dem Weg durch das Kloster habe ich immer mal wieder die Orientierung verloren, aber ein Blick aus den Fenstern half in der Regel, sie wieder zu finden. Hier ein Blick auf den Friedhof.

Ganz zuletzt durften wir noch einen Blick in die Paramentenwerkstatt werfen. Selbstverständlich dominieren da die liturgischen Farben, weiss, grün, rot, violett und gold. Speziell sind die rosaroten Stolen und Priestergewänder, sie werden nur an zwei Sonntagen getragen, an Gaudete (3. Adventssonntag) und Laetare (Sonntag vor dem Palmsonntag). Und die Farbe blau sei für Priester, die schon alles haben und trotzdem noch was möchten, sagt Sr. Fidelis. Blau sei die Marien-Farbe, sie kann an Marienfesten getragen werden.

Im Klosterladen haben sich alle noch mit klostereigenen Köstlichkeiten eingedeckt und dann hiess es schon wieder Abschied nehmen. Die Treffen des Freundeskreises werden – zumindest von mir – lange mit Freude und Ungeduld erwartet und dann sind sie so schnell vorbei… Was bleibt sind unvergessliche Erinnerungen und natürlich Bilder, die beim Erinnern helfen.

Bericht und Bilder: Barbara Fleischmann

 

 

 

Restaurant "Zu den zwei Raben"
Restaurant "Zu den zwei Raben"
Warten auf die Führung
Warten auf die Führung
Beichthäuschen in der Sakristei der Kirche?
Beichthäuschen in der Sakristei der Kirche?
nein, ein versteckter Ausgang!
nein, ein versteckter Ausgang!
Blick aus dem Fenster in den Innenhof
Blick aus dem Fenster in den Innenhof
durch die Butzenscheiben...
durch die Butzenscheiben...