Am Samstag, 17. Februar 2018 war es endlich soweit. Nach über einem Jahr Vorfreude trafen wir uns in Fribourg für die Ausstellung «Engelwelten».

Wie immer begann unser Treffen mit einem feinen Mittagessen im «Le Pingouin». Diesmal waren neue und schon-lange-nicht-mehr-gesehene Gesichter mit dabei. Das gemeinsame Mittagessen ist darum eine gute Gelegenheit, sich gegenseitig schon mal ein wenig zu beschnuppern.

Das Wetter war  nass, kalt, unfreundlich. – Eine gute Gelegenheit für Idda, zu zeigen, dass sie gleich den passenden Schirm zum Anlass mitgebracht hat 😉

Es fällt mir einmal mehr schwer, angemessen zu berichten. Wir haben so viel gesehen, erfahren, erlebt! Florian hat uns wie immer souverän durch die Ausstellung geführt. Sie fand diesmal nicht im Bibel+Orient Museum statt, sondern im Musée d’Art et d’Histoire. Die Objekte sind alle hinter Glas, das Licht eher schlecht, darum sind auch meine Bilder zum Teil so verwackelt, dass ich sie hier gar nicht zeigen darf… Aber so weit wie möglich, findet ihr sie hier.

Die Ausstellung ist thematisch aufgebaut. Zuerst einmal geht es generell um Engel. Was ist ein Engel? Was «sehen» wir, wenn wir an Engel denken? Am Eingang steht ein wunderschöner, grosser Engel:

So auf den ersten Blick jedenfalls ist es ein Engel. Es ist aber eine (Kopie einer) Statue der griechischen Siegesgöttin Nike! Im Laufe der Führung erfahren wir, dass Engel keineswegs immer Flügel hatten. Im Alten Testament zum Beispiel haben die Boten Gottes menschliche Gestalt, ohne Flügel: Rafael, der Tobias begleitet (Buch Tobit), die drei Männer, die Abraham bei Mamre begegnen (Gen 18) der Fremde, der Josef den Weg zu seinen Brüdern weist (Gen 37,17), etc.  Engel in Menschengestalt haben erst in hellenistischer Zeit Flügel erhalten. Die Götter und Göttinnen standen Pate, zum Beispiel Nike oder Merkur, der mit Flügeln an den Schuhen dargestellt wurde.

Und schon sind wir beim nächste Thema: Engel ist nicht einfach Engel, Engel gibt es in Menschen- oder Tiergestalt, sie können Boten Gottes sein, Wegbegleiter, oder Schutzengel, Chaos-Kämpfer, Kinder-Engel, etc. Diesen verschiedenen «Engelkategorien» ist je ein Teil der Ausstellung gewidmet.

Die ersten Engel, die uns in der Bibel begegnen sind Cherubim, die den Garten Eden bewachen, nachdem die Menschen daraus verbannt wurden. – Und schwupps sind wir schon beim nächsten Problem. Cherubim! In der Kunst werden die Wächter des Paradieses fast immer als Menschengestalten mit Flügeln dargestellt. Cherubim sind aber Mischgestalten mit Tierkörpern und Menschenkopf, so eine Art Sphinx, erklärte uns Florian und zeigt uns gleich ein Beispiel:

Im Tempel bewachten Cherubim das Allerheiligste, wie an verschiedenen Stellen im AT nachzulesen ist, und wie wir an einem Modell des Tempels selber feststellen können (auf dem ersten Bild unten sehen wir einen Cherub in der Tür zum Allerheiligsten, auf dem zweiten zwei Cherubim im Allerheiligsten. Alles hinter Glas, darum lausige Bildqualität…)

Zu den Cherubim gehören irgendwie auch die Seraphim, sehr oft werden sie  – in unseren Kirchenliedern zum Beispiel – zusammen genannt. Auch Serafim haben nicht Menschengestalt. Es sind geflügelte Schlangen. Das Wort Saraf bedeutet im Hebräischen ganz einfach Schlange. Die Schlange ist ein schlaues Tier, in Ägypten vor allem ein Schutztier! Wenn wir zum Beispiel an Tutanchamun denken, sehen wir doch gleich diese Maske mit der Schlange vor uns.

Jesaja beschreibt die Serafim so: Serafim standen über ihm; ein jeder hatte sechs Flügel: Mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße und mit zweien flogen sie. (Jes 6,2). Stellt es euch einfach mal vor: die mächtigen Tiere stehen über Gott, sie bedecken ihr Antlitz (man sieht Gott nicht direkt an!) und ihre Füsse, und mit 2 Flügeln fliegen sie. Furchterregende, schlangenähnlichen Wesen mit sechs Flügeln! Aber ist Gott ist mächtiger. Genau das will der biblische Schreiber uns und den Leuten seiner Zeit vermitteln.

Schutzengel ist der uns wohl geläufigste Begriff. Wir haben sie nicht erfunden, sondern bei den Ägyptern abgeguckt. Die Schutzgöttin der Ägypter, Isis, wird mit schützenden Flügeln dargestellt:

Erinnert doch irgendwie auch an eine Schutzmantel-Madonna!

Engel schützen nicht nur, sie begleiten auch. Bei den Ägyptern war es Anubis, der die Menschen begleitete und führte. Anubis wird mit einem Schakalkopf dargestellt. Und – Überraschung – hier ist das Bild einer Ikone, auf der Christophorus – der Christusträger – mit einem Schakalkopf dargestellt wird!

Ein weiterer Abschnitt der Ausstellung ist dem Chaoskampf gewidmet. Engel kämpfen gegen den Teufel.

Oder gegen Leviatan, den siebenköpfigen Drachen.

Wie gefährlich dieser Mythos ist, wie sehr er in der Geschichte missbraucht wurde, zeigt dieses Bild:

Ein weiteres Kapitel der Ausstellung ist der Organisation des Himmlischen Hofstaates gewidmet. Dort haben wir kaum Zeit verbracht, denn sie lief uns bereits davon, die Zeit! – Florian sagte, dass wir uns wohl nach der Führung zum Brunch am Sonntag morgen wieder treffen würden, würde er zu jedem der 362 Engel dieser Ausstellung etwas sagen. So viel Zeit hätte ich mir gern genommen, aber eben, das Mueum schliesst über Nacht!

Die Geschichte der Engel ist spannend. Von den Göttern und Göttinen im Orient über Cherubim und Serafim, den Boten Gottes in Menschengestalt, mit und ohne Flügel, zu den kitschigen Schutz-und Kinderengeln ist in dieser Ausstellung alles zu finden. Es sind Bilder, Rollsiegel, Skulpturen aus wahrscheinlich über 3000 oder mehr Jahren  zu sehen. Man hätte wirklich gern mehr Zeit!

Leider ist die Ausstellung nur noch bis am 25. Februar zu sehen. Wer sich ins Thema vertiefen möchte, dem empfehle ich den Ausstellungskatalog. Otmar Keel hat ihn geschrieben, er ist gut zu lesen und reich bebildert. Für Engel-Freunde fast ein Muss.

An dieser Stelle ein herzliches Danke an Florian! – Du kannst sicher sein, wir kommen wieder! Spätestens 2019!

Bericht und Bilder: Barbara Fleischmann

Im Le Pingouin
Im Le Pingouin
Im Le Pingouin
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Unterwegs zum Musée d'Art et d'Histoire
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Florian erzählt
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Engel werden sehr oft für Werbung missbraucht!
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aus Marokko
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Rollsiegel: König mit zwei Begleitern - oder Gott in Gestalt von 3 Männern bei Abraham in Mamre...
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Ibis, das Tier des Botengottes Thot. Klar, dass ein geflügeltes Tier sich besonders eignet als Symbol für einen Botengott!
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Schutzengel
Schutzengel
Kinderengel
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