Die Sonne liess sich Zeit, an diesem Samstag im August, als sich eine Gruppe von 15 Leuten auf den Weg nach Rheinau machte um die dortige Klosterkirche anzuschauen.
Im wunderschönen Garten des Restaurants Augarten wurde es den einen bald zu kühl, darum gab es nach dem Apéro eine „Drinnen-Ess-Gruppe“ und eine „Draussen-Ess-Gruppe“.
Nach dem Essen machten wir uns auf den kurzen Weg über den Rhein zur Halbinsel, auf der sich das ehemalige Kloster mit seiner wunderschönen Kirche befindet.
Wir wurden auf dem grossen Platz vor der Kirche von Frau Reuthemann begrüsst. Sie war viele Jahre Sakristanin und kennt die Kirche in- und auswendig. Mit viel Begeisterung und Elan führt sie auch heute noch Gruppen durch die Kirche.
Sie erzählte uns zuerst aus der Geschichte des Klosters, das wahrscheinlich 778 gegründet wurde. Andere Quellen sprechen vom Jahr 850 als Gründungsjahr. Gesichert ist, dass König Ludwig der Deutsche dem Kloster im Jahr 858 freie Abtwahl garantierte. Die Mönche lebten nach den Regeln des Heiligen Benedikt. Unter ihnen war auch Fintan, der 878 verstarb und seit 1114 als Schutzpatron von Rheinau verehrt wird. Durch all die Jahrhunderte hindurch erlebte das Kloster – wie alle Klöster – gute und weniger gute Zeiten, Zeiten des Friedens und des Krieges, Reformation und Revolution. 1799 wurde das Kloster von den Franzosen aufgehoben, aber bereits 1803 lebte wieder eine Mönchsgemeinschaft auf Rheinau, die dem Stand Zürich unterstand. Allerdings wurde ihnen verboten, Novizen aufzunehmen, auch andere Rechte wurden dem Kloster nach und nach entzogen, bis 1862 der letzte Mönch das Kloster verlassen musste.
Der Kanton Zürich liess die Klostergebäude in eine psychiatrische Klinik umbauen. Im Jahr 2000 wurde die Klinik geschlossen, und die „Spirituelle Weggemeinschaft“ und das Musikzentrum „Musikinsel Rheinau“ hielten Einzug.
Die Kirche mit den zwei markanten Türmen entstand im Wesentlichen anfangs 18. Jahrhundert unter Abt Gerold II, aber selbstverständlich gab es lange vorher eine Kirche, die unter anderem von Baumeister Wellenberg gebaut wurde. Im älteren der Türme befindet sich sein Grabmal. Dort begann unsere Führung durch das Gebäude.
Die helle, freundliche Kirche beeindruckte alle. Die verschiedenen Seitenaltäre, das schöne Chorgitter und auch die Marienstatue, die wie die Schwarze Madonna von Einsiedeln, diverse Kleider besitzt und regelmässig umgekleidet wird, was für geübte Hände ca. 40 Minuten dauert, erklärte Frau Reuthemann. Maria ist heute mit einem türkisfarbenen Kleid bekleidet, es sei von einer Südkoreanerin gestiftet, was die eher ungewöhnliche Farbe erklärt.
Das Gute an einer Führung ist, dass man auch an Orte kommt, die sonst abgesperrt sind. Der Chorraum, zum Beispiel oder die Sakristei. Im Chorraum steht der Sarkophag von Fintan und eine Sarkophag-Orgel, die wegen ihrer Form so heisst.
Wie man auf dem Bild* unten unschwer erkennen kann, gibt es auch an der Decke so einiges zu sehen, eine riesige Krone, zum Beispiel, die über dem Hochaltar schwebt. Sie sei fast 5 Tonnen schwer, wusste Frau Reuthemann.
Die Sakristei ist riesig. Kein Wunder, mussten sich da doch früher viele Mönche auf die Gottesdienste vorbereiten.
Wir durften einen Blick in die Schränke werfen und die wunderschönen Messgewänder bewundern und auch die Kleider der Maria und, immer farblich passend, auch für das Jesuskind.
Bis zur letzten Minute hörten alle gebannt zu und hätten wohl auch noch weiter gefragt und bewundert. Aber alles hat ein Ende, auch die spannendste Führung.
Es ist wirklich eine wunderschöne Kirche, was genau es da alles zu entdecken gibt, können sich jene, die nicht dabei waren, oder jene, die es gern nochmal sähen, auf der Homepage der Klosterkirche in einer tollen Fotogalerie anschauen.
Bericht und Bilder:
Barbara Fleischmann
*Bild von Brigitte, ein toller Schnappschuss! Danke!