Max Rüedi und Veronika Kuhn

Zum dritten Mal begegneten wir am 27. Januar dem Zürcher Künstler Max Rüedi. Das erste Mal in der Propstei Wislikofen, dann in seinem Atelier in Zürich und diesmal in der Kirche St. Franziskus, wo Max Rüedi 1971 – 1973 die wunderschönen Fenster zum Sonnengesang gestaltete.

Mittagessen

Nach dem Mittagessen schloss sich das kleine Grüppchen von 10 Leuten vom Freundeskreis der grossen Gruppe anderer an, die sich ebenfalls für die Fenster interessierten.

Die Kunsthistorikerin Veronika Kuhn und Max Rüedi – der im März seinen 90. Geburtstag feiern wird – führten durch die Kirche, bzw. den Fenstern entlang.

Max Rüedis Bilder sind immer ein Fest von Farben und Formen, so natürlich auch die Fenster zum Sonnengesang. Veronika Kuhn erklärte, dass Max Rüedi versucht hat, die Töne des Gesangs Farbe werden zu lassen. Im 20. Jahrhundert hätten auch andere Maler verucht Töne in Farben umzuwandeln, so z.B. Kandinski und Klee.

Es sind heute 25 Fenster, vor der Renovation von 2004 waren es 27. Die beiden verschwundenen sind aber nicht zerstört worden, sie werden bei Max Rüedis Glaser aufbewahrt. Es sind zwei Fenster, die Max Rüedi sehr lieb sind, Krippe und der Leib Christi, Anfang und Ende des Lebens Jesu. Die beiden Fotos sind aus einem Buch:

Krippe 

  der Leib Christi

Dass Max Rüedi nicht nur einfach Bruder Feuer oder Schwester Wasser, Bruder Sonne oder Schwester Mond malt, sondern das alles genial miteinander verbindet, ist fast logisch, wenn man Max Rüedi kennt.

Zum Beispiel so: Bruder Mond, dann Schwester Wasser noch mit dem dunklen Nachthimmel.

dann Schwester Wasser noch mit dem dunklen Nachthimmel.

Wasser und Sonne verbindet er mit dem Regenbogen:

Wasser und Sonne verbindet er mit dem Regenbogen:

Schwester Erde bringt Blumen und Früchte hervor:

Schwester Erde 

bringt Blumen und Früchte hervor.

Zum Sonnengesang gehören auch Geschöpfe wie der Fisch und der Vogel

Zum Sonnengesang gehören auch Geschöpfe wie der Fisch und der Vogel

oder – hinter der Orgel versteckt, auf zwei Fenstern – die Schlange

oder - hinter der Orgel versteckt, auf zwei Fenstern - die Schlange 

Schwester Tod und die Auferstehung gehören für Max Rüedi zusammen:

Schwester Tod und die Auferstehung gehören für Max Rüedi zusammen:

Ich kann hier zwar einige meiner Bilder aufschalten – es ist nicht so einfach zu fotografieren, denn die Bilder sind seeehr weit oben – aber so richtig geniessen, sie meditieren kann man wahrschienlich nur vor Ort. Zürich-Wollishofen ist nicht „ab der Welt“. Wer Zeit hat, schaue sich das doch mal an! Die Kirche mit dem markanten Turm ist gleich bei der Tramhaltestelle Morgental (Tram 7, ab Bahnhofstrasse, Richtung Wollishofen).

Neben der Interpretation der Bilder haben wir auch viel anderes Spannendes erfahren. Max Rüedi hat erklärt, wie solche Fenster entstehen. Vom Entwurf auf Papier über ein originalgrosses „Fenster“ aus Seidenpapier bis zum fertigen Bild aus Glas. Das Glas für solche Fenster wird übrigens geblasen, so wie in Murano die kleinen Vasen, nur viel grösser. Mit riesigen Glasmacherpfeifen werden Kugeln geblasen, dann mit Buchsbaumkellen geformt, so lange bis man grosse farbige Glasplatten hat. Weil das alles Handarbeit ist, sind die Platten nicht immer alle gleich intensiv gefärbt, manchmal mischen sich gewollt oder ungewollt die Farben.

Der Künstler schaut sich die Platten sehr genau an und sagt dann dem Glaser, wie er sie gern geschnitten hätte. Manchmal ist das ideale Stück mitten drin, dann wird dort geschnitten. Manchmal zerbricht beim Schneiden etwas, dann muss sich der Künstler mit der zweitbesten Stelle zufrieden geben.

 

P.S.: Wer sich für die Kunst der Kirchenfensterherstellung interessiert, dem empfehle ich das Glasfenstermuseum in Romont.

 

Bericht und Bilder: Barbara Fleischmann