Wie immer beginnt die Versammlung am 17. März im Seminar St. Beat mit Kaffee und Gipfeli in gemütlicher Wiedersehensrunde.

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Die einen geniessen es, während andere im Seminarraum etwas ratlos um den nicht funktionierenden Beamer stehen…

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Zum Glück aber ist Felix Hunger, Mitglied und Bewohner des Seminars zur Stelle und kommt uns mit seinem Wissen und seinem persönlichen Laptop zu Hilfe, so dass die Versammlung doch noch pünktlich beginnen kann.

Zur Einstimmung zeigt uns Alois Schaller einen Ausschnitt von einem Dokumentarfilm zum Hinduismus. Der Einblick in die fremde Religion ist interessant und spannend und irgendwie auch befremdend mit all den bunten Ritualen um diverse Götter und die Verehrung der Kühe.

Dann führt Alois Schaller wie immer zügig durch den geschäftlichen Teil. Das Protokoll kann hier abgerufen werden.

Nach der Versammlung stösst auch unser heutiger Referent, Franz Dähler, zu uns und gemeinsam begeben wir uns in den Speisesaal, wo wir ein ausgezeichnetes Mittagessen bekommen.

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Am Nachmittag erzählt uns Franz Dähler aus seinem bewegten Leben. Er wird im Mai 90 Jahre alt und hat schon deshalb viel zu erzählen.

Geboren ist er in St. Gallen, ab dem 4. Lebensjahr aber war er in Appenzell zu Hause und besuchte auch dort als Jugendlicher das Kollegi der Kapuziner. Weil ihn seine Tätigkeit als Missionar ihn später nach Indonesien führte, wo er 18 Jahre lang tätig war, trägt sein Buch den Titel «Der Indozeller».

Eine explizite Auseinandersetzung mit dem Hinduismus ist ob dem spannenden Lebenslauf in den Hintergrund gerückt. Wir alle hingen an seinen Lippen, als er von seiner Jugend in Appenzell und im Kollegi erzählte, von Begegnungen und Streichen, die er und seine Kollegen den Patres spielten. Interessant und beeindruckend waren auch die Erlebnisse aus dem Aktivdienst im zweiten Weltkrieg. Er wagte es sogar, sich Befehlen zu widersetzen, wenn er sie unsinnig fand. Das brachte ihm zwar manche Diskussion ein, stärkte ihn aber auch, denn noch oft in seinem Leben folgte er nicht dem Weg des geringsten Widerstandes sondern tat, was er für richtig hielt.

Sein Weg führte ihn vom Theologiestudium in der Schweiz und in Oesterreich – gleich nach dem Krieg, eine harte Zeit, mit vielen Entbehrungen – als Vikar zur Jugendarbeit in der Pfarrei Heiligkreiz in St. Gallen. Mit der Jugend konnte und kann er es immer noch sehr gut!

Als er gegen 40 ging, wollte er etwas Neues anfangen. Er wurde Jesuit und ging in die Missionen, nach Indonesien. Dort fanden sie, dass er mit 40 zu alt sei um die komplizierte Sprache zu lernen. Das spornte ihn erst recht an, und von den Kollegen, die gleichzeitig mit ihm in Indonesien eintrafen, war er der erste, der genügend Javanisch konnte, um eine Klasse zu unterrichten!

Noch weitere Male in seinem Leben habe es geheissen, er sei zu alt. Zu alt zum Heiraten, zu alt um Kinder zu haben. Er spürte nämlich nach dem 50. Lebensjahr, dass ihm etwas Wesentliches fehlte, eine Frau! Ganz offen redete Franz Dähler in seinem Vortrag über Sexualität und (seine) Probleme damit. Er verliebte sich in Grace, liess sich laiseren, aber die Freundschaft zerbrach. Er begegnete dann aber Theresia, eine Studentin aus Indonesien. Sie verliebten sich und heirateten schliesslich. Seine beiden Kinder aus dieser Beziehung hatten zwar einen älteren Vater, aber ganz sicher keinen zu alten oder gar schlechten. Er nahm sich viel Zeit für sie und war immer für sie da. Die Geburt seines ersten Kindes sei das Toperlebnis seines Lebens und wiege alles auf, was er evtl. an Schmerz und Problemen zu tragen hatte, weil er nicht mehr Priester sein durfte.

Dass die Beziehung auseinander brach und er heute geschieden ist, schmerzt ihn auch heute noch.

Dies und noch viel mehr hat uns Franz Dähler an diesem Nachmittag erzählt. Es war so spannend und interessant, dass ich zeitweise vergessen habe mitzuschreiben. Das ist aber nicht weiter tragisch, denn er hat das alles aufgeschrieben. «Der Indozeller» ist ein Buch, das zu lesen sich unbedingt lohnt! So verwundert es kaum, dass sich nach dem Vortrag so viele auf den Büchertisch stürzten um ein Exemplar zu erstehen und signieren zu lassen.

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Zwar war der Hinduismus wirklich nur am Rande Thema, aber einen so spannenden Nachmittag habe ich schon lange nicht mehr erlebt!

Bericht und Bilder: Barbara Fleischmann