Samstag/Sonntag, 26./27. Mai 2018

Es war eine lange Reise für viele unserer Mitglieder bis ins Wallis nach Saint Maurice. Und je näher wir unserem Ziel kamen, um so regnerischer wurde das Wetter. Der guten Laune tat das aber keinen Abbruch, wir genossen die Zeit an diesem speziellen Ort.

Eingang zur Hôtellerie Saint François

Pünktlich zum Mittagessen kamen wir in Saint Maurice an und wurden in der Hôtellerie franciscaine willkommen geheissen. Weil wir unser Programm bewusst locker gestaltet hatten, blieb nach dem Mittagessen Zeit für ein Nickerchen oder für einen individuellen Spaziergang durch den Ort. Saint Maurice hat neben der Abtei auch ein Schloss zu bieten und die Feengrotten wären sicher ebenfalls einen Besuch wert, wenn man mehr Zeit hat.

Ich habe die Zeit genutzt, um ein paar Bilder des Städtchens zu machen, ihr findet sie ganz unten im Beitrag. Es ist nicht ganz einfach, gute Bilder zu machen, die Strassen sind eng, und hinter der Abtei ragen die Berge steil empor. Darum ist dieses Modell ganz nützlich, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Führung durch die Schatzkammer, die Ausgrabungsstätte und die Kirche

Um drei trafen wir uns dann vor der Abtei für eine Führung. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf, um möglichst viel profitieren zu können. Meine Gruppe wurde von Miriam begleitet. Mit viel Herzblut liess sie uns an ihrem enormen Wissen über die Abtei teilhaben. Zuerst bekamen wir eine Geschichts- bzw. Geografielektion.

Maurice und seine christlichen Gefährten kamen um das Jahr 300 mit der Thebäischen Legion in unsere Gegend. Sie befolgten zwar die militärischen Befehle, weigerten sich aber andere Götter anzubeten, insbesondere den göttlichen Kaiser. Sie wurden kurzerhand umgebracht und vor Ort begraben. Der erste Bischof im Wallis, Theodul, liess die sterblichen Überreste unter die Felsen bringen und gründete die erste Kirche, die später zur Abtei Saint Maurice wurde.

Im 6. Jahrhundert gehörte das Wallis sowie grosse Teile von Frankreich zum Burgund. König Sigismund wollte seine Herrschaft auf christlichen Werten aufbauen und stiftete 515 die Abtei Saint Maurice und führte die Ewige Anbetung ein. König Sigismund wird ebenfalls als Heiliger verehrt, eine Kirche in Saint Maurice trägt seinen Namen (Eglise Saint Sigismond).
Seit dem 12. Jahrhundert gehören die Mönche der Abtei dem Augustinerorden an. Es ist übrigens die älteste ständig bewohnte Abtei der Welt. Keine andere kann auf eine so lange Geschichte zurückblicken.

Was ich unbedingt auch noch erwähnen möchte, weil es eigentlich so logisch ist, aber doch überhaupt nicht bewusst: Maurice und seine Truppe kamen aus Ägypten, aus Afrika. Man weiss heute, das Maurice ein Schwarzer war – Maurice, da klingt das alte Wort Mohr doch an – dargestellt wurde er aber über Jahrhunderte als Weisser, weil die Menschen damals Angst hatten vor schwarzen Menschen. Schwarz war das Böse, das Teuflische. Schwarze Menschen gab es kaum in Europa. So erklärte es Miriam. Heute ist das anders. Das Mosaik vorn beim Altar zeigt einen dunkelhäutigen Maurice. Und auch auf den Glasfenstern der Märtyrerkapelle sind Schwarze zu sehen.

Und gleich noch weitergedacht: müsste man sich nicht auch die vielen weiteren Schweizer Heiligen, die mit der Thebäischen Legion gekommen sind, mit dunkler Hautfarbe denken? Zum Beispiel Urs und Viktor, Verena, Felix und Regula mit Exuperantius

Reliquienschrein aus dem 7. Jahrhundert

Nach dieser Einführung besuchten wir die Schatzkammer. Sie zeigt, dass die Abtei neben schwierigen auch sehr gute, reiche Zeiten erlebt hat. Da stehen kostbare Reliquiare, kleine und grosse. Kelche, Schalen, Monstranzen in allen Grössen und alle reich geschmückt. Wirklich ein kostbarer Schatz, den anzuschauen sich lohnt, auch wenn man solchem Prunk heute eher skeptisch gegenüber steht.

Für mich ein absoluter Höhepunkt war der Besuch an der Ausgrabungsstätte. Dort kann man mit eigenen Augen gut sehen, wie an diesem Ort Kirchen gebaut, wieder abgerissen oder zerstört (Feuer, Erdbeben, Felssturz) und wieder neu gebaut wurden.

Auf einer Schautafel in der Mitte ist aufgezeichnet, welche Mauern von welcher Kirche stammen. Es zeigte sich, dass bereits die erste Kirche, die Bischof Theodul erbauen liess über einem römischen Heiligtum entstand. Als König Sigismund die Abtei bauen liess, richtete er die Kirche neu ein und liess weitere Gebäude anbauen. Im 8. Jahrhundert wurde die Kirche neu erbaut und vergrössert. Im 9. Jahrhundert wurde nochmal alles komplett neu gemacht, die Kirche nun nach Westen ausgerichtet. 1611 wurde die Kirche von einem Felssturz komplett verschüttet und durch die heutige Basilika ersetzt.

Grab des Heiligen Maurice

Miriam erzählte, dass lange nach dem Grab von Maurice gesucht wurde. Man suchte an der falschen Stelle, weil man noch nicht wusste, dass die Kirche so oft neu gebaut und anders ausgerichtet wurde. Schliesslich wurde das Grab gefunden. Ein kleiner Altar bezeichnet heute die Stelle. Sie wird oft von Pilgern aufgesucht.

Zum Schluss führte uns Miriam noch in die Kirche, wo uns allerdings keine Zeit mehr blieb. Eine ungeduldige Kollegin von Miriam forderte sie auf, schnell zu einem Ende zu kommen. Wir hatten die abgemachte Zeit schon um über eine halbe Stunde überzogen….

Am Ende des ersten Teiles meines Berichts möchte ich Euch noch auf die Tür zur Kirche aufmerksam machen. Auf der Innenseite sind ganz viele Märtyrer aufgelistet. Es lohnt sich, da mal genau hinzuschauen, auch wenn man nicht alles lesen kann:

Abteitür von innen

Nach dem Besuch in der Abtei gönnten wir uns eine kleine Pause, dann ging es weiter mit dem offiziellen Teil unserer Mitgliederversammlung.

Mitgliederversammlung 2018

Wie gewohnt führte unser Präsident zügig durch die Versammlung. Was wie immer alle begeisterte, ist Alois‘ Jahresbericht. Wie immer verflocht er Biblisches, diesmal Erntedank,  mit dem Vereinsgeschehen. Wer den Bericht gern nachlesen möchte, klickt bitte hier.

Auch wichtig ist der Rücktritt von unserer Kassierin Elsbeth Walser aus dem Vorstand auf die nächste Mitgliederversammlung hin. So ganz spontan hat sich niemand gemeldet, der/die gern ihre Nachfolge antreten möchte. – Wer sich aber berufen fühlt, nimmt am besten gleich Kontakt auf mit Alois. (Der Vorstand trifft sich in der Regel ca. 4 Mal pro Jahr, meistens an einem Freitag, jeweils bei einem Vorstandsmitglied zu Hause. Falls du also Zeit und Lust hast und rechnen kannst: herzlich willkommen!).

Zu reden gab das Jahresprogramm. Ganz viele tolle Vorschläge wurden gemacht, vom Besuch im Gossauer Bibelgarten bis zur mehrtägigen Romreise. Im Vorstand werden wir versuchen, möglichst vieles aufzunehmen, wenn nicht in diesem Jahr, dann eben später. Unsere Homepage zeigt immer den akutellen Stand der Dinge. Neue Daten werden so rasch als möglich aufgeschaltet. Es lohnt sich also, ab und zu vorbei zu schauen und sich die Daten vorzumerken.

Alles weitere kann im Protokoll nachgelesen werden.

Nach diesem anregend-anstrengenden Nachmittag freuten wir uns alle auf ein feines Znacht und natürlich gab es danach noch Zeit für Gespräche, Diskussionen und einen ausgiebigen Schlummertrunk.

Gottesdienst in der Abtei

Am Sonntag Morgen nahmen wir am Gottesdienst in der Abtei teil (keine Bilder, weil fotografieren extrem stört während einer Messe). Es war Dreifaltigkeitssonntag, und die Trinität ist schon auf deutsch nicht  einfach, geschweige denn auf französisch. Man erwarte hier also keine Zusammenfassung der Predigt! (man kann sie aber nachlesen!) Was ich aber verstanden habe, ist, dass Roger Jacquenoud (der Prediger), von Moslems gefragt wurde, was es eigentlich mit unseren drei Göttern auf sich habe und er versucht habe, ihnen es zu erklären. Die Moslems fragten danach, warum wir eine so komplizierte Theologie hätten (eine Frage, der ich mich problemlos anschliessen möchte…). Es sei, wie mit der Liebe (auch das glaube ich so verstanden zu haben), so bald man glaube, von einem geliebten Menschen alles zu wissen, beginne die Krise. Es sei darum gut, wenn der/die Geliebte geheimnisvoll bleibt. Also ist es gut, wenn Gott Geheimnis bleibt, wenn wir nicht immer alles verstehen, damit wir nicht aufhören ihn zu lieben, zu suchen. So gesehen macht die Trinität durchaus Sinn. – Ein eindrücklicher Gottesdienst, mit viel Gesang und Zeit für Besinnung (weil das Zuhören auf französisch doch nicht ganz so einfach ist und frau irgendwann in eigene Gedanken abdriftete…)

Im Anschluss trafen wir uns zu einem spontan vom Verein offerierten Apéro wieder in der Hôtellerie franciscaine und zum Mittagessen. Danach ging es schon wieder zum Bahnhof und auf die lange Heimreise.

Je näher wir der Deutschschweiz kamen, umso mehr zeigte sich die Sonne…

Bericht und Bilder: Barbara Fleischmann

Wir haben ab sofort auch einen französischen Namen
Wir haben ab sofort auch einen französischen Namen
warten auf den Zimmerschlüssel
warten auf den Zimmerschlüssel
Saint Maurice
Saint Maurice
Schloss
Schloss
Saint Maurice
Saint Maurice
Saint Maurice
Saint Maurice
Abtei
Abtei
Tür von aussen
Tür von aussen
Abteitür von innen
Abteitür von innen
Märtyrer aus unserer Zeit
Märtyrer aus unserer Zeit
Glasfenster der Märtyrerkapelle
Glasfenster der Märtyrerkapelle
Baptisterium
Baptisterium
warten auf die Führung
warten auf die Führung
Kreuzgang
Kreuzgang
Reliquiar
Reliquiar
das wohl bekannteste Reliquiar des Heiligen Candidas
das wohl bekannteste Reliquiar des Heiligen Candidas
Armreliquiar
Armreliquiar
Reliquienschrein
Reliquienschrein
Goldkanne von Karl dem Grossen (9. Jh)
Goldkanne von Karl dem Grossen (9. Jh)
Maurice auf einem Pferd
Maurice auf einem Pferd