Schloss Arenenberg
Schloss Arenenberg

Samstag, 2. September 2023

Der 2. September war ein prächtiger Sommertag, sonnig, warm, nicht zu heiss, einfach perfekt. Eine kleine Gruppe von elf Freundinnen und Freunde des Freundeskreises traf sich an einem der schönsten Orte in der Ostschweiz, auf dem Arenenberg, wo schon Napoleon III. und seine Mutter Hortense residierten.

Im Garten des Hotels Arenenberg genossen wir ein feines Mittagessen, bevor wir dann von Frau Höppli durch das Schloss geführt wurden.

Das Schloss ist eines jener Gebäude, die man ohne Drohne kaum richtig fotografieren kann. Überall stehen Bäume im Weg…

Im Schloss drin ist stricktes Fotografierverbot. Wer also wissen möchte, wie das genau aussieht, schaut am besten auf der Homepage des Museums vorbei. Eingerichtet ist es mit Originalmöbeln von Hortense, das eine oder andere wunderschöne Stück hätte ich ganz gern in meiner Stube… Es seien allerdings längst nicht alle Möbel im Museum, meinte Frau Höppli, die vielen Besucher:innen hätten sonst kaum Platz um das alles zu besichtigen.

Frau Höppli weiss alles zu Napoleon, dem Schloss und dem Garten

Zuerst aber bekamen wir den Stammbaum der Beauharnais und Bonapartes kurz erklärt. Es ist ja nicht ganz einfach, die diversen Napoleons auseinander zu halten. Napoleon I. kennen wohl alle, er hat ja die Geschicke der Schweiz wesentlich mitgeprägt. Er heiratete Josephine Beauharnais, die bereits zwei Kinder in die Ehe mitbrachte: Eugène und Hortense. Und genau diese Hortense hat zusammen mit ihrem Sohn, Napoleon III. das Schloss Arenenberg bewohnt, eingerichtet, umgebaut und schliesslich dem Kanton Thurgau geschenkt, mit der Auflage, dass daraus ein Museum wird, die Kapelle ganz genau so stehen bleibt, 100 Jahre lang jedes Jahr ein Gedenkgottesdienst für sie und die diversen Napoleons gehalten wird und in den Wirtschaftsgebäuden eine Schule entsteht. Genau so ist es geschehen! Das Museum wird rege besucht, die Kapelle steht noch genau so da, und der Gedenkgottesdienst wird immer noch jedes Jahr gefeiert, obwohl die 100 Jahre längst vorbei sind. Die Schule war früher eine reine Bauernschule, heute werden dort jede Menge Kurse zu allem Möglichen und Unmöglichen zu Landwirtschaft und/oder Gartenbau, Klima, Umwelt etc. angeboten.

Aber nochmal zurück zum Stammbaum. Viel Fantasie hatten die Bonapartes ja nicht gerade. Praktisch jeder Mann hiess Napoleon: Napoleon Louis, Louis Napoleon (davon gibt es 3), Jérôme Napoleon, Napoleon Charles… Entschuldigt, wenn ich da den Durchblick etwas verlor und mir einfach mal das wichtigste gemerkt habe: Josephines Tochter Hortense aus erster Ehe hat Louis Napoleon, einen Bruder von Napoleon I. geheiratet. Mit ihm hatte sie drei Söhne: Napoleon Charles, Napoleon Louis und Louis Napoleon (ich sag’s ja….) Der Jüngste, Louis Napoleon kennen wir unter dem Namen Napoleon III., der, wie bereits gesagt, unter anderem auf Schloss Arenenberg residierte.

Wem da in dem ganzen Wirrwar Napoleon II. fehlt, dem sei gesagt, er war der einzige legitime Sohn von Napoleon I. und Marie-Louise von Österreich (seine zweite Frau). Er war nach Napoleon I. nur ein paar wenige Tage Kaiser der Franzosen und starb mit nur 21 Jahren in Wien.

Nach so viel Stammbaum zurück zum Schloss. Hortense war eine gewiefte Frau, sie hatte für ihre Zeit ausserordentlich fortschrittliche Ideen, wie zum Beispiel eine Heissluft-Heizung in fast alle Räume. Im Keller wurde angefeuert und Kanäle durchs ganze Haus brachten die warme Luft in die Räume oben. Kuschelige 24 Grad (wie das heute so Mode ist) wurden damit sicher nicht erreicht, aber besser als nur ein Kaminfeuer in der guten Stube war es auf jeden Fall. Funktioniert übrigens noch heute! An unserem Besuchstag kam herrlich kühle Luft aus den Schächten um das Klima in den Räumen einigermassen konstant zu halten, damit Möbel und Bilder möglichst gut erhalten bleiben.

Auch Toiletten (Plumsklos) hatte Hortense einbauen lassen. Vor 200 Jahren noch alles andere als selbstverständlich! Von aussen sieht man die Toilettenfensterchen gut, die kleinen Bogenfenster an der Schlossfassade. Im Park unten konnten wir dann später noch einen Blick in die Kloake werfen, die tief in den Berg hinein gebaut wurde. Heute selbstverständlich nicht mehr in Betrieb 🙂

Die vielen schönen, meist hellen Räume sind kaum zu beschreiben. Herrliche Möbelstücke, alles raffiniert eingerichtet, wunderbare Parkettböden, unglaublicher Ausblick auf den Bodensee, Portraits und andere Bilder an den Wänden, man kommt aus dem Bewundern und Staunen kaum heraus. Das Schloss Arenenberg ist zwar nicht so einfach zu erreichen, wenigstens von jenen, die nicht im Thurgau zu Hause sind, aber es lohnt sich! Wenn grad keine Führung ist, gibt es Audioguides, die helfen, die diversen Bonapartes auseinander zu halten und erklären, was, wo und warum.

Nach der Schlossbesichtigung spazierten wir noch eine halbe Stunde durch den Park. Da ist fotografieren nun wieder erlaubt! Angelegt hatte der Park ebenfalls Hortense. Und sie hat sich was überlegt, beim Anlegen der Wege. Sie führt den Blick von einer Attraktion zur nächsten. Wenn man aus dem Schloss kommt, wird man natürlich als erstes von der Aussicht überwältigt.

Die Sicht über den Bodensee – und wenn man weit denkt – bis nach Frankreich war schon damals fantastisch und ist es heute noch. Vor allem bei diesem Wetter. Um die nächste Kurve herum steht man plötzlich ein bisschen unterhalb der Kapelle, die genau darum genau so stehen gelassen werden musste. Auf dem weiteren Weg wechseln sich Bäume, (exotische) Pflanzen und immer wieder herrliche Blicke auf den See ab. Unten, wo es wieder etwas ebener wird, stehen eine Art Blumeninseln, in Schiff-Form. Alles sehr gewollt von Hortense.

Der Blick nach oben zum Schloss ist ebenfalls imposant. Früher waren die Bäume natürlich noch nicht so gross – was die wohl erzählen könnten, wenn sie könnten! – der Blick aufs Schloss weniger „verstellt“.

Eine kleine Einsiedelei findet man ebenfalls im Park:

Und überall Bänke zum Ausruhen und Geniessen:

Der Park ist sehr gross, die halbe Stunde hat längst nicht für alles gereicht. Ein Grund, nochmal wieder zu kommen!

Am Schluss ging es via „Himmelsleiter“ wieder hoch zum Schloss, wo es noch ein kühles Bier oder ein Glace gab, bevor wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle und auf den Heimweg machten.

Bericht und Bilder: Barbara Fleischmann

 

Blick auf die Kapelle
Blick auf die Kapelle
Tief im Berg drin landeten die Exkremente der Schlossbewohner
Tief im Berg drin landeten die Exkremente der Schlossbewohner
Park
Park
Blumen"Schiff"
Blumen"Schiff"
Einsiedelei
Einsiedelei
Ein Eishaus gab es ebenfalls. Das Eis, das im Winter aus dem See geholt wurde, reichte bis weit in den Sommer hinein.
Ein Eishaus gab es ebenfalls. Das Eis, das im Winter aus dem See geholt wurde, reichte bis weit in den Sommer hinein.
Im Garten
Im Garten