ägyptische Hieroglyphen

Am ersten schönen Frühlingstag dieses Jahres – es war am 13. April – besuchten wir das Bibel+Orient Museum in Fribourg. Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant Molino nahmen wir den kurzen Weg zur Uni unter die Füsse, um unter kundiger Führung von Florian Lippke und Christian Reber die Ausstellung zu geniessen.

Christian Reber und Florian Lippke

Christian Reber und Florian Lippke

Ich gebe es zu, Schrift und Sprache haben mich schon immer interessiert und fasziniert, darum freute ich mich ganz besonders auf diesen Besuch im Bibel+Orient Museum. Neben dem Besuch der Sonderausstellung gehört auch ein Blick ins «Kabinett» mit dazu. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf, so dass alle maximal profitieren konnten.

Für mich ist das «Kabinett» das wahrscheinlich kleinste aber spannendste Museum der Schweiz. Obwohl ich schon öfter dort war, ist es immer wieder aufs Neue faszinierend und immer wieder gibt es Neues zu erfahren. Diesmal ging es um Essen und Trinken in der damaligen Zeit.

Christian Reber erklärte uns anhand von Exponaten, was die Menschen, die Götter und die Toten damals gegessen haben. Die Götter bekamen natürlich immer nur die erlesensten Speisen, das ist ja allseits bekannt, dass man aber die Möglichkeit hatte, statt selber etwas zu opfern eine Figur für einen opfern lassen kann, das war mir neu:

Diese kleine, etwa 10 cm grosse Figur bringt Brote auf einem Tablett zum Tempel.

Diese kleine, etwa 10 cm grosse Figur bringt Brote auf einem Tablett zum Tempel.

Auch die Toten mussten versorgt werden, und wieder ist bekannt, dass allerlei Lebensmittel als Grabbeigaben üblich waren, aber neu, dass es durchaus möglich war, einfach einen Zettel ins Grab zu legen, auf dem steht, was die Lebenden dem Toten im Jenseits wünschen.

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Dies ist ein Fragment eines solchen Briefes. Es wurde nicht gespart, 1000 Brote, 1000 Ochsen, 1000 Fässer Wein, etc. etc. Im Jenseits soll es niemandem an etwas fehlen. Für ärmere Leute sicher eine Beruhigung, dass ihre Verwandten im Jenseits nicht mehr darben mussten.

Es war für die Ägypter übrigens auch wichtig, dass sie auch im Tod einen Körper hatten. Wo das nicht möglich war, z.B. wenn jemand in einem Feuer starb, gab man ihnen einen «Körper» in Form Figuren (ca. 20 – 30 cm).

Im zweiten Teil führte uns dann Florian Lippke durch die Sonderausstellung.

Im ersten Schaukasten ist eine Zeitreise durch Jahrtausende dargestellt. Von der Keilschrift zum Schreiber des Pharao beim Diktat bis zur Schreibmaschine:

Keilschrift

Keilschrift

Schreiber des Pharao

Schreiber des Pharao

Schreibmaschine

Schreibmaschine

Die Tontafeln mit der Keilschrift ist tausende von Jahren alt und es gibt Leute, die können das heute noch lesen! Was vor nur wenigen Jahrzehnten mit der Schreibmaschine geschrieben wurde, ist heute vielleicht schon so verblasst, dass man es nur noch mühsam lesen kann… Meine 4 schriftlichen Arbeiten für den Studiengang Theologie, die ich von 2002-2005 auf Disketten abgespeichert habe, kann schon heute kein PC mehr lesen!

Und hast du gewusst, dass bei den Hieroglyphen ein Auge nicht etwa für ein Auge steht oder ein Vogel für einen Vogel? Die Bilder stehen für Laute! Meistens (aber offenbar nicht immer) für den ersten Laut, mit dem das Bild beginnt. Die kleine Schlange steht also nicht für Schlange sondern für den Laut ff (weil auf Ägyptisch Schlange mit F beginnt). Darauf muss man erst mal kommen!!

Die Hieroglyphen werden in aller Regel von rechts nach links gelesen. Aber nicht immer. Hingegen wird beim Lesen den Zeichen immer «in die Augen geschaut». Wenn also Tiere und Menschen nach rechts schauen, wird von rechts nach links gelesen.

Faszinierend ist auch die Entwicklung der Zeichen zu Buchstaben. Anhand der Hieroglyphe «Kuhkopf» (stell’s dir vor, mit Hörnern 😉 demonstrierte Florian Lippke wie daraus unser A wurde. Aus dem Kuhkopf wurde das Zeichen, das auf dem Bild oben links zu sehen ist. Wenn man sich das Ding mit der Spitze nach unten vorstellt, ist da tatsächlich ein Kuhkopf zu sehen, hier ist der «Kopf» bereits etwas gedreht, und für unser A dreht er sich dann noch etwas weiter!

Die Keilschrift brauchte ca. 400 Zeichen, die ägyptischen Hieroglyphen ca. 300 Zeichen. Die Erfindung des Alphabets mit 24 Zeichen war eine Revolution!

Neben dem Hebräischen, das uns besonders interessiert, entstanden noch andere Zeichenschriften, die mit so wenig Zeichen auskamen. Im Ausstellungskatalog sind ganze Stammbäume mit diesen diversen Schiften abgebildet!

Hebräische Bibel

Hebräische Bibel

Das Bild oben zeigt auch, dass schon früh besondere Texte besonders «gelayoutet» wurden. Der auffallende Text ist das Mose-Lied am Schilfmeer. Hier beginnt die Freiheit!

Die Zeit im Bibel+Orient Museum vergeht immer viel zu schnell. Es gäbe noch so viel zu sehen und zu fragen… Darum ist klar, wir waren zwar schon zum vierten oder fünften mal hier, wir werden aber sicher wieder kommen! Spätestens wenn die nächste Sonderausstellung eröffnet ist!

Bericht und Bilder: Barbara Fleischmann

 

 

«Esel» war damals kein Schimpfwort, im Gegenteil! Ein Mensch konnte 20 vieleicht 30 kg tragen, ein Esel schafft 100 kg. So stark und nützlich zu sein wie ein Esel war ein grosses Kompliment!
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Das «iPad» von damals! Eine kleine Wachstafel.
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