Mit der tiefsinnigen und zum Schmunzeln anregenden Anekdote, mit der Abt Urban vom Kloster Einsiedeln seine letztjährige Weihnachtspredigt einleitete, laden wir dich zur Besinnung über die Bedeutung von Weihnachten ein:

«Als ich vor zwei Wochen in einer Kirche irgendwo in Deutschland betete, tauchten neben mir ein kleiner Junge und seine Grossmutter auf. Sie schauten sich gemeinsam die Krippe neben mir an. Die Grossmutter erklärte ihrem Enkel, dass im Moment nur die Hirten zu sehen seien, noch nicht das Christkind. Die Hirten würden dann an Weihnachten bei Betlehem durch die Engel von der Geburt Christi erfahren. Da fragte der kleine Junge: «Aber Oma, wie schaffen die Hirten denn jetzt noch den Weg nach Betlehem? Das ist doch viel zu weit ohne Flugzeug!» Ich musste mich zusammenreissen, um nicht hörbar zu schmunzeln. Ohne es zu ahnen, hatte mir der kleine Junge mein Predigtthema gegeben: Weihnachten ist nicht vor 2000 Jahren, Weihnachten ist heute, darum müssen sich die Hirten ja auch beeilen.»
Abt Urban Federer, Kloster Einsiedeln

Wie schaffen die Hirten an der vorweihnächtlichen Krippe es noch rechtzeitig bis zum Weihnachtsfest? Diese kindliche Frage soll auch unsere Fantasie anregen.

Bedenken wir die Engelsworte an die Hirten: „Heute ist euch der Retter geboren.“ Dieses HEUTE heisst immer noch „hier und jetzt“ und meint auch „bei dir und bei mir“.

Im Wissen, dass das Weihnachtsevangelium von Lukas mit den Hirten auf dem Feld keine historische Biographie im heutigen Sinn ist, darf diese Weihnachtsgeschichte dennoch nicht einfach als von „gestern“ gelten, als veraltet oder nur als Märchen verstanden werden, das lediglich noch Stoff für Krippenspiele liefert. Was der biblische Weihnachtstext sagen will, ist überzeitlich gültig, gestern wie heute: Uns ist mit Jesus der Erlöser geboren, der erwartete Messias, die Mensch gewordene Liebe Gottes.

Von Herzen wünschen wir dir und allen frohe Weihnachten, Friede und Freude im Neuen Jahr

Alois Schaller, Idda Egli, Barbara Fleischmann, Clemens Birrer, Marie-Therese Jöhri und Dorothée Hafner